„Hoher Stein“ und Muggenbacher Tongruben (Siegfried & Rosalinde Scherbel)

In Erwartung hochsommerlicher Temperaturen hatten Siegfried und Rosalinde eine weitgehend schattige Route im Waldgebiet zwischen Gemünda und Muggenbach ausgetüftelt. Als Wanderziel war zunächst der „Hohe Stein“ ausgegeben. Vom Sportplatz Gemünda aus ging es nach wenigen 100 Meter in den Wald und auf einem Fußpfad ordentlich bergauf. Ab der Kreuzung/Abzweigung zu einem alten Steinbruch begleitete uns auf der linken Wegseite ein seltsamer Elektrozaun bis zur Wegspinne auf dem Hochpunkt. Der weitere Weg führte von hier durch kniehohes Blaubeerkraut. Zunächst passierten wir einen aufgelassenen Steinbruch und schließlich lag, etwas abwärts gelegen, der „Hohe Stein“ vor unseren Augen: eine Sandstein-Felsgruppe etwa mit Ausmaßen eines kleinen Wohnhauses. Der Hauptfels hatte eingehauene Tritte, sodass die Steilwand -im Prinzip zumindest- erkletterbar war. Eine Aussicht hingegen bietet der Hohe Stein nicht, da von hohen Bäumen umgeben. Nach kurzem Aufenthalt und einem Belegfoto ging es hinunter zur Ruhebank.

 

Nach 250 Metern wieder bergan erreichten wir wieder die Wegspinne und den schon erwähnten Elektrozaun. Wanderführer Siegfried klärte über das in der Wanderungseinladung angekündigte Wanderziel „NSG im Wald zwischen Gemünda und Muggenbach“ auf: wir standen, für manche unerwartet, unmittelbar vor den “Muggenbacher Tongruben“.  Siegfried gab einen detaillierten Abriss über den zeitgeschichlichen Gang der Dinge: die Tongruben, seit etwa 150 Jahren durch menschliche Ausbeutung des Tonmaterials entstanden, sollten in den 70er/80er Jahren, als der Ton-Abbau zur Neige ging, als Reststoff-Deponie des (damals neuen) Müllheizkraftwerks (Inbetriebnahme 1990) Verwendung finden. Günter Berger, „Insider“ in Sachen Deponievorhaben, ergänzte fallweise „aus dem Nähkästchen“. Auf der anderen Seite gab es eine Initiative, die das Areal als Naturschutzzone erhalten wollte. Nach einigem Hin und Her (Gutachten und Gegengutachten) setzte sich das Naturschutzprojekt durch. Die Vorkommen von Populationen seltener Tier- und Pflanzenarten (Hautflügler wie Grab- und Blutwespen und Libellen einerseits, andrerseits die lokale Fauna mit Gelbbauchunken, Ziegenmelker usw) gaben den Ausschlag. Die Tongruben (Graue Grube, Rote Grube, Neue Rote Grube) fanden 2005 die offizielle Anerkennung als Naturschutzgebiet, inzwischen von europaweiter Bedeutung.

In die Graue Grube konnten wir, wegen des Elektrozauns, nur an einzelnen Stellen eingeschränkten Einblick nehmen, vornehmlich am oberen Teil der Grauen Grube.

Der Wanderführer hatte auch den von dort erhofften Fernblick auf Schneeberg und Ochsenkopf des Fichtelgebirges trotz des Dunstes mit Fernglas ausmachen können. Im Eifer des Erklärungsgefechts vergaß er die Wanderteilnehmer am Ende dessen auf dieses Highlight hinzuweisen. Schon auf dem Weg hinunter zur Roten Grube fiel es ihm, leider zu spät, wieder ein: er zeigt sich die „Gelbe Karte“. Die „Rote Grube“ ist über ein Gatter direkt zugänglich. Dort verweilte die Gruppe, auch zu weiteren Erläuterungen.

Nach zwei kleinen Stopps am Ziegengehege und am „Unkenstein“ wurde die Umrundung des Grubenareals fortgesetzt. Auf breiter Schotterstraße wurde wieder der ausgeschilderte Wanderweg erreicht. Als Trost für die entgangene Fichtelgebirgssicht bot sich ausgangs des Waldes das Coburger-Land-Panorama: vor uns lagen die Dörfer Gemünda, Dietersdorf und Neundorf, im Südosten drehten sich die Windräder von Welsberg, im Nordosten thronte die Veste, im Norden, hinter dem schon früher erwanderten Höhenrücken „Ummerstadter Kreuz“ erhob sich der Bleßberg. Ein vielen nicht geläufiges Szenario. Nach zwei-ein-halb Stunden auf den Füßen (nach 6 km und 120 Höhenmetern – auf- wieder abwärts) erreichten wir wieder den Parkplatz in Gemünda.

Die Einkehr wurde im Biergarten des „Alten Brauhaus“ in Neundorf gemacht – direkt neben dem Jakobsbrunnen. Siegfried gab noch einige Erläuterungen hierzu.

Günter Berger hielt eine ausführliche Laudatio auf den Wanderführer und besiegelte das mit einem gemeinschaftlichen Prost.

Ein in jeder Hinsicht „farbiger“ Wandertag.

Text und Fotos: Siegfried Scherbel